Colon - Karibik im Ghetto oder Ghetto in der Karibik?
Nachdem ich mich nun schon seit ca.
Einem halben Jahr mit Natalia, der Cousine meiner liebsten Tica-Freundin Raquel
via Facebook unterhalten hatte (sie hat mir mit Geduld bei der Wohnungssuche
und allem anderen rund um meinen Aufenthalt geholfen), hat sie Basti und mir
vorgeschlagen ein Wochenende nach Colon zur Familie ihres Freundes Johat zu
fahren. Sie selbst war komischerweise noch nie dort, weil Johat Colon wohl zu
gefaehrlich ist. Colon ist der Karibikhafen von Panama, wo unter anderem die
zweitgrößte Freihandelszone der Welt ist (neben Hong Kong). Waren, die durch
den Kanal nach Panama kommen werden dort billig vertickt. Aber nur für
Ausländer. Die Panamaer haben davon wenig. Nun gut, da mich die Caribbean
Vibes ja sowieso faszinieren, hat mich die Idee sofort begeistert. Und dann
noch zu sehen, wie seine Family lebt und direkt local zu sein fand ich natürlich
direkt super.
Samstag morgends - nach so ca. 2 Stunden
Schlaf total ausgeschlafen – ging es dann los. Fahrt dauert ca. 1 ½ Stunden,
mal kurz die weltberühmte Interamericana, die durch ganz Amerika geht,
gekreuzt, und schon waren wir - vom Pazifik zum Atlantik - da. Im Zentrum kurz halt gemacht, hab ich mich
wie in Limon (Costa Ricas Karibikhafen) und irgendwie auch wie in Jamaika gefühlt.
Die Colon-ianer haben karibische Abstammung, teils aus Jamaika, teils von
anderen Inseln. Auf den Straßen und im Eingang der Häuser spielt sich wohl
der Grossteil des Lebens ab. Manche verkaufen Früchte, Gemüse, billige
Ohrringe, Souvenirs, manche spielen Schach, unterhalte sich, hören Musik... ab
und zu gibt’s mal ne Schießerei oder Ähnliches, und so vergeht ein Tag nach dem
anderen.
Haben dann Johats dicken Cousin
abgeholt, der Jeden und jede kleine Ecke in Colon kennt. Habe ihm direkt mal gesagt,
er soll uns zum Haus von Kafu Banton bringen. Der ist ein – in Panama sehr
berühmter – Reggae-Sänger, der vor allem mit seinem Lied „Vamos pa la playa“, in dem er über Colon singt,
schon vor Jahren von Costa Rica bis Kolumbien berühmt geworden ist.
War eigentlich ein Scherz, als ob der weiß wo Kafu wohnt, dachte ich. Sind dann aber wirklich ins
Halb-Ghetto zu Kafu gefahren. Dass ein vollgeladenes und fremdes Auto ins Barrio
fährt fanden die Leute wohl nicht so toll und man hat nur große Augen gesehen und die Hand ging auch langsam in Richtung Pistole in der Hose. Haben dann vor nem Haus halt
gemacht, wo sich 20 Leute getummelt haben, dem einen wurden die Haare
gerade geschnitten, der andere hat sich mit jemandem im 10. Stock unterhalten.
Johats Cousin ist raus und kam nach kurzem Gespräch wieder. Das war Kafus
Bruder, Kafu wohnt jetzt in Panama (Stadt). Also nix mit Foto vom Popstar!
Dann gings auf zur Tia, Johats Tante. Mussten Johat
kurz überreden, seine Tante bei sich zu Hause in der Calle 9, der
gefährlichsten Straße von ganz Colon, zu besuchen. Als wir ankamen, wurden wir
direkt vom Auto ins vermoderte Haus gebracht, dass auch ja nix passiert. Die
Bilder sprechen eventuell zwar für sich, aber ich sag mal, im 10qm-Wohnzimmer
tummelten sich 7 Erwachsene und 15 Kinder von 0-6 Jahre. Wer wo wohnt, keine
Ahnung! Was sie machen bzw. arbeiten, keine Ahnung! Die Kleinkinder waren alle
Enkel der Tia. Komisch dachte ich, die sieht noch gar nicht so alt aus. Sie
stellte mir dann ihre Tochter vor… 15 Jahre, mit Baby auf dem Arm, 5 Monate alt.
Später kam noch ne Tochter, 17 Jahre, auch mit Baby aufm Arm. Alle waren sehr
freundlich zu uns, den „Gringos“, dass wir Deutsche und keine Amis sind war allen
egal, Weiße halt! Die 15jährige Tochter hat mir dann direkt mal die Haare
geflochten, das waren Natalias und mein Plan für den Tag, dass sie das nun
konnte war eher Zufall. Die kleinen Kiddies wollten alle Fotos von sich haben
und haben gefragt, ob ich ihre Tia, also ihre Tante, wäre. Das „Nein“ hat sie
weniger interessiert, also war ich nur noch „Tia“ für den Rest des Tages.
Man wurde draußen sichtlich beäugelt,
ich von Mann, Basti von Frau. Diverse Männer mit undefinierbaren verheilten
Einschusslöchern und Stichwunden waren auch darunter. Manche mit, manche ohne
Zähne.
Die Stories aus dem Ghetto ließen auch
nicht lange auf sich warten. Das Dach auf der Veranda der Tia war verbrannt.
Geschichte dazu: Es gab nen „Streit“ auf der Straße, wobei ein Mann mit Benzin übergossen und angezündet
wurde. Um sich zu retten ist er ins Haus gerannt und hat dabei das Haus
angesteckt.
Auf dem Rückweg hat Johat mir dann mit
purer Ernsthaftigkeit (die Geschichte klingt eher wie ein Scherz, aber ist es leider nicht) erzählt, wie es dazu kam, dass seine Tante – die nicht
die leibliche Schwester seiner Mutter ist – von seiner Oma aufgenommen wurde:
Sein Onkel hatte ein Date mit einer Prostituierten, die er mit ins Hotel nehmen
wollte. Da die Prostituierte allerdings ihr Kind mit dabei hatte, weil sie wohl
niemanden gefunden hatte, der auf das Baby aufpassen kann, hat der Onkel das
Baby mal eben bei seiner Mutter abgegeben… „Nimm mal Mama, wir gehen kurz ins
Hotel“. Naja. Nach dem Hotel-Date hat er dann die Prostituierte beim Haus
seiner Mutter abgesetzt um ihr Baby zu holen und ist selbst weitergefahren. Die
Frau hat ihr Baby aber nie abgeholt. Rund fünf Monate später kam sie dann
wieder und hat ihr Baby abgeholt. Johats Oma und seine Mutter haben die Kleine
regelmäßig bei ihrer leiblichen Mutter besucht, da sie ihnen ans Herz gewachsen war. Eines Tages haben sie
beobachtet, dass die Mutter des Babys Coca Cola in die Flasche gefüllt hat,
weil ihr wohl das Geld für Milch fehlte. Daraufhin hat die Oma angeboten, das
Baby bei sich aufzunehmen, falls finanzielle Engpässe vorhanden sind. Der Mutter kam das wohl nicht ungelegen, sie hat dann ihr kleines Baby verschenkt. Ein paar Jahre später kam dann in den Nachrichten,
dass eine Frau mit Namen der Prostituierten / Mutter umgebracht wurde. Sie
hatte sich einen chinesischen Mafiaboss geangelt, der zwar viel Geld hatte, aber eben eifersüchtig war und sie
dann umgebracht hat.
So verging die Zeit von Colon bis Panama
wie im Flug.
Ende der Story! Nächste Woche mehr aus
San Blas – dem Paradies auf Erden.
Ja, ich war in Rio!
Colon Zentrum
Natalia und Johat
bestellt und nicht abgeholt
jetzt doch
Gefängnis von Colon
mit Kette, Kopfband, Armband, Ring und Gold-Ohrringen behangen!
Mama von Tia und die Ghetto-Tia
Basti, Natalia mit Baby
zwei der Enkel
Hosen zum trocknen an der Decke.
dem mussten mal die Haare gewaschen werden
Calle 9
Kirche in der Calle 9
Bekannte kam zum Fußnägel lackieren
Johat
Tia mit ihrem besten Lächeln! Und noch eine Enkelin!
noch zwei
Natalia
Fisch mit Zwiebelsoße!
Nathalia (Anis Freundin), Ani, ich und Basti.
Beim wöchentlichen, manchmal mehrmals wöchentlichen Arepas essen (kolumbianische Maistaschen mit Hühnchen/Fleisch/geilen Soßen)
"ab und zu gibt's mal ne Schießerei oder ähnliches...." xD ja ne is klar :D aber Hauptsache, DU treibst dich dort rum ;) die Idee mit dem Video: SUPER! Hab ich beim Lesen direkt mal auf repeat laufenlassen :) Übrigens denk ich beim Anblick vom Basti immernoch an Klaas haha... Wann geht's weiter nach Tobago??? Ich denke mal, wir ALLE sind gespannt was die Hochzeitsvorbereitungen angehen und wie die Männersuche so verläuft....!!! Also Mäusgen, wir wollen Infos ;) Fühl dich gedrückt! :-*
"ab und zu gibt's mal ne Schießerei oder ähnliches...." xD ja ne is klar :D aber Hauptsache, DU treibst dich dort rum ;) die Idee mit dem Video: SUPER! Hab ich beim Lesen direkt mal auf repeat laufenlassen :)
AntwortenLöschenÜbrigens denk ich beim Anblick vom Basti immernoch an Klaas haha...
Wann geht's weiter nach Tobago??? Ich denke mal, wir ALLE sind gespannt was die Hochzeitsvorbereitungen angehen und wie die Männersuche so verläuft....!!! Also Mäusgen, wir wollen Infos ;)
Fühl dich gedrückt! :-*
Übrigens deine Frisur ist der Hammer!!!!!!
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